5G wird erlebbar - Warum ich die Olympischen Winterspiele schaue
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5G wird erlebbar - Warum ich die Olympischen Winterspiele schaue

Eigentlich mache ich lieber selbst Sport, als anderen dabei zuzusehen. Für die Olympischen Winterspiele in Südkorea mache ich allerdings eine Ausnahme: Diesen sportlichen Höhepunkt werde ich mir nicht entgehen lassen! Warum? Weil er zugleich ein technologischer Höhepunkt ist:

Die Spiele in Pyeongchang werden ganz im Zeichen des neuen Kommunikationsstandards 5G stehen, dem Netz der Netze.

Keine Frage, die Südkoreaner werden aufbieten, was sie an technischen Möglichkeiten haben, um die Welt in Erstaunen zu versetzen. Das hat schon während des Fackellaufs in den vergangenen Wochen angefangen: Wenn die Läufer heute das Olympische Feuer ins Stadion von Pyeongchang tragen, hat es schon eine kleine 5G-Reise hinter sich. Erstmals wurde es von einem vernetzten Auto und von unbemannten Drohnen transportiert. Und deren Daten liefen über ein 5G-Netzwerk.

Eine kleine Einschränkung gibt es. Wenn hier von 5G die Rede ist, sprechen wie noch von einem temporären "Olympia-Vorstandard". Das 5G-Testfeld, das Korean Telecom rund um Pyeongchang aufbaut, bietet darum noch kein „echtes“ 5G. Doch es ist eine guter Fingerzeig auf das, was der neue Standard leisten wird. Ein erster Meilenstein war die Standardisierung der sogenannten New Radio (NR) NSA 5G-Technologie im Dezember 2017. Jetzt kann die Industrie die erste Generation von „echtem“ 5G-Equipment entwickeln, das wir wiederum im Feld testen - ein unerlässlicher Schritt für die Entwicklung von 5G-Produkten. Für die Einführung eines standardisierten 5G-Netzes kamen die Olypmischen Spiele zu früh. Aber sie kommen genau richtig, um die Möglichkeiten von 5G zu erkunden und Anwendungen zu entwickeln.

Was erwartet uns konkret in Korea?

Zuschauer können die Perspektive des Bobfahrers einnehmen, wenn er sich in den Eiskanal stürzt. Sie können die Schlittenfahrerin auf ihrer Fahrt Richtung Ziel in Echtzeit begleiten. Den dreifachen Axel der Eiskunstläufer können sie aus verschiedensten Winkeln und Wunschperspektiven betrachten – per 360-Grad-Virtual-Reality-Liveübertragung in Ultra High Definition. Und beim Langlauf werden diverse Statistiken live eingeblendet. So riesige Datenmengen, übertragen in Echtzeit, mit so hoher Ausfallsicherheit – das gab es noch nicht. Auch nicht mit 4G. Was meinen Sie? Technische Spielerei, die kein Mensch braucht?

Ich meine: Nein!

Sondern zusätzlicher Nutzen für die Athleten und live an den Bildschirmen in aller Welt. Ein Sporterlebnis, das noch mehr Spaß macht und bei dem man das Gefühl hat, wirklich dabei zu sein. Das Olympische Motto „dabei sein ist alles“, erfüllt sich jetzt erst richtig. Denn auch die Zuschauer sind dabei. Und auch unser Telekom-Motto passt zu diesen Olympischen Spielen. Die Menschen sehen nämlich nicht nur, was verbindet – nämlich der Sport und der olympische Gedanke von Frieden. Sondern die Zuschauer erleben, was verbindet.

Was die Olympischen Winterspiele uns präsentieren, wird ein kleiner Ausblick auf die bislang ungeahnten Möglichkeiten von geringer Latenz und massiver Bandbreite sein. Aufbereitet für die Augen der Welt. 1.000fache Kapazität, 100fache Geschwindigkeit, 10fach geringere Latenz für bestimmte Anwendungen: All das wird 5G voraussichtlich bieten.

Im Technologie-begeisterten Korea herrscht 5G-Mania.

Darum sind wir stolz, dass wir uns die Expertise von Alex Jinsung Choi gesichert haben. Seit rund einem halben Jahr bereichert der Südkoreaner und ehemalige CTO von SK Telecom unser Team um meine Vorstandskollegin Claudia Nemat in Bonn. Wir kennen uns gut: Mit SK Telecom, dem Marktführer und größten Telekommunikationsunternehmen Südkoreas, arbeiten wir bereits seit 2016 partnerschaftlich an innovativen Technologielösungen.

Wir haben jetzt die Chance, in Europa eine Spitzenposition bei der Entwicklung von 5G einzunehmen. Die Vorbereitungen dazu laufen. Im Oktober haben die ersten vier Funkzellen Europas über 5G (Vorstandard) im Netz der Deutschen Telekom in Berlin gefunkt. Pünktlich zu Olympia haben wir die gleiche Technologie auch in Innsbruck, Österreich am Start. Im Hamburger Hafen testen wir 5G gemeinsam mit der Hamburg Port Authority und Nokia spezifisch für Anwendungen im industriellen Umfeld. So werden zum Beispiel Ampelanlagen über Mobilfunk gesteuert und Umweltmessdaten in Echtzeit erhoben und verarbeitet.

Zudem sollen Virtual Reality-Anwendungen helfen, potenziell kritische Infrastrukturen wie Schleusen und Baustellen besser zu überwachen. Gemeinsam mit Huawei und Intel haben wir in Shanghai weltweit zum ersten Mal die Interoperabilität eines kommerziellen Systems nach dem verabschiedeten 5G NR Standard unter Beweis gestellt. Klingt sperrig und technisch, ist aber unerlässlich, damit alle Komponenten der Netzbetreiber oder Chiphersteller die „gleiche Sprache“ sprechen.

Anwendungen ab 2020

2020 rechnen wir dann mit dem ersten kommerziellen Einsatz von 5G-Anwendungen. Dafür haben wir die Chance. Deutschland kann beim Aufbau von 5G Vorreiter sein. Aber: Das ist kein Selbstläufer. Ich habe es bereits gesagt und ich sage es gerne wieder:

Damit Europa bei 5G eine Rolle spielt, brauchen wir industriefreundliche Rahmenbedingungen! Deutschland und Europa stehen am Scheideweg, was die Digitalisierung angeht.

Wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit Europa nicht abgehängt wird!

Im zweiten Halbjahr erwarten wir in Deutschland die Frequenzvergabe für das 5G-Spektrum. Diese darf dem Markt nicht unnötig Investitionsmittel entziehen, sondern muss auch den flächendeckenden Ausbau von 5G mit bedenken. Schließlich kann auch ein Unternehmen wie die Telekom jeden Euro nur einmal ausgeben.

Ich denke, die Zukunft mit 5G wird allen zugutekommen und hat darum auch einen gesellschaftlichen Wert. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Von Entertainment, Anwendungen im Gesundheitsbereich über die Vernetzung unserer europäischen Weltmarktführer in der Industrie 4.0 bis hin zum autonomen Fahren – 5G kündigt schon heute den Beginn eines neuen Zeitalters der Konnektivität an. Ich glaube, dass das 16-tägige Wintersport-Spektakel in Pyeongchang dabei ein kleiner, aber spannender Schritt auf dem Weg zu 5G ist. Zuletzt bleibt mir nur, unseren koreanischen Freunden friedliche und erfolgreiche Spiele zu wünschen!

행운을 빌어요! Alles Gute!

Mehr zu unseren eigenen 5G-Plänen erfahren Sie übrigens beim Mobile World Congress in Barcelona ab dem 26. Februar. Sind Sie dabei?

Solange man in Deutschland kene Mobil FLATrates bekommt (also wo nicht nur Flatrate draufsteht, sondern auch drin ist), solange muss man verreisen, um überhaupt etwas von 4G zu haben. Also für länger als für 15 Minuten im Monat... In Großbritannien gab es nur schlechtes DSL. Aber ich bekam für 17 Pfund (vergleichbar mit 20 Euro) eine all you can eat/pay as you go SIM Karte. Also die kann man sogar auch jederzeit wieder loswerden. Da lohnt sich der Ausblick auf 5G tatsächlich. Solange die Anbieter hier nur die Leute vom Internet trennen, damit die für nen Zehner gerade mal dran schnuppern dürfen- ich lese gern drüber, aber in der Praxis nützt es niemandem. Solange die Politik stolz darauf ist die Wirtschaft um 100 Milliarden für UMTS Frequenzen zu beklauen solange wird man von den Providern nur veralbert werden. Ich sehe, dass in D nur möglichst das ausgelutscht wird was eh schon da ist. Aber wirkliche Investitionen - als Mitglied der Bevölkerung merke ich nichts davon. Wie viele der Einwohner sind tatsächlich mit 100MBit versorgbar (bitte mit mehr als 10 MBit Upstream!)? Schön, dass wenigstens für die Industrie was drin sein könnte.

Sehr geehrter Herr Höttges, was meinen Sie mit industriefreundlichen Rahmenbedingungen genau- bzw. was verstehen Sie unter industriefreundlich genau? Ist damit auch menschenfreundlich gemeint? Die von Ihnen beschriebenen Vorteile sind natürlich erstrebenswert wenn die Nutzung so sein wird , wie von Ihnen kurz beschrieben. Mir fiel recht schnell dazu auch ein Missbrauchszenario in Richtung "Überwachung" . Ebenso sollte aus meiner Sicht im Vorfeld auch geklärt werden , welchen Einfluss die gepulsten Frequenzen z.B. auf den Stoffwechsel von Lebewesen haben- ich hoffe Sie prüfen das auch. Grundsätzlich ist technischer Fortschritt immer wichtig wenn er einen Nutzen für alle bietet. Ist das So bei 5 G? Mit freundlichen Grüßen Rainer Oldiges

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P. Carsten Humm

Digital Transformation Leader & Coach Passionate about Technology & Innovation. Transformation is no goal - it is a process and perpetual change!

6y

Lieber Herr Höttges, ich teile Ihre Begeisterung für die neuen Technologien. Ebenso wie ich Ihre Forderung zur Frequenzvergabe unterstütze Allerdings hat die Telekom so viele andere Aufgaben vor der Brust. In meinem Wohngebiet wird eine durchschnittliche Bandbreite von 4 MBit geboten. Hier sehe ich zunächst Handlungsbedarf! Willkommen im 21. Jahrhundert! Beste Grüße aus dem Schwarzwald

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Blaim Christian

Auf der Suche bei keine Angabe

6y

Also Herr Bruchmann, jemanden etwas negatives Anhaften, da sind die Österreich Weltspitze - Nicht WAHR? Hilft uns das weiter? Nein? Danke Herr Höttges für interessanten Informationen. Gerne würde ich auch die 5G-Technologie testen - Helfen sie uns behinderten Menschen doch im Alltag. Mein Handy sehe ich für mich als Wertvolles Hilfsmittel. Lieben Gruß aus Graz

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David Bruchmann

Web-Developer, github.com/DavidBruchmann

6y

"Damit Europa bei 5G eine Rolle spielt, brauchen wir industriefreundliche Rahmenbedingungen! " Warum beschleicht mich bei solchen Sätzen immer ein eigenartiges Gefühl? Sind da etwa Parteispenden im Spiel?

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